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Bericht über die Wanderwoche
von Emmen in den Niederlanden
durchs Emsland nach Haselünne vom 04. bis 11. September 2011
Wanderführer: Werner Buchholz
Sonntag, 04.09.11,
0 Kilometer Anreisetag! Meppen
will uns nicht haben. Der vom Navi empfohlene Weg wird durch die
Barrikaden des Stadtfests versperrt. Unfreiwillig lernen wir allerlei
Gässchen rund ums Zentrum kennen. Auskunftgebern ist meist das Hotel
Pöker nicht bekannt. Aber letztlich finden alle Autofahrer das Ziel. Die
Bahnfahrer haben dieses Problem nicht, aber sie üben das Umsteigen.
Beim Treffen zum Abendessen informiert uns Werner über die
Wanderwoche und stellt die Teilnehmer kurz vor. Die „neue Helga“ ist
jetzt nicht mehr neu. Neu sind aber Ingeborg, Irmgard und Sieglinde aus
dem südlicheren Deutschland.
Montag, 05.09.11, 19 Kilometer
Mit dem Taxibus geht es über die holländische Grenze nach Emmen.
Mit Hilfe von Werners GPS-Gerät
finden wir bald den Einstieg zum Hünenweg-Zubringer, zugleich
„Noaberpad“, weiß-roter Balken. Zuverlässig führt uns das Zeichen in ein
Wäldchen am Rande von Emmen. Aber mittendrin schwächelt die Markierung,
das GPS-Gerät ruft Alarm. Etwa einen Kilometer gehen wir zurück, dann
biegen wir in eine vergammelte Rot-Weiß-Markierung ab. Jetzt passt
wieder alles. Bei bestem Wanderwetter durchqueren wir lichte Wäldchen,
laufen parallel zu den Fehn (holländisch: Veen) und vorbei an vielen
Heidekrautblüten. Bedenklich stimmt uns, dass wir sieben Meter unter
Meeresniveau stehen. Hoffentlich halten die holländischen Deiche. Mit
einer Viertelstunde Verzögerung: „Auf welcher Seite warten denn wohl die
Taxibusse?“ werden wir aufgegabelt
und zurück nach Meppen gefahren. 19 Km sind es geworden, 4 Km
mehr als geplant.
Dienstag, 06.09.11, 16 Kilometer
Heute haben wir eine kürzere Anfahrt nach Holland zum Endpunkt
unserer gestrigen Wanderung an den Ortsrand von Klazienaveen. Wir lassen
uns nicht mehr von den Markierungen verwirren und folgen ausschließlich
den Trackspuren von Werners GPS-Gerät. Nach einiger Zeit verspüren wir
eine ungewohnte Anstrengung. Das Rätsel klärt sich: Wir sind auf 14
Meter über dem Meeresspiegel gelaufen und haben ein Hochmoor
erreicht. Es handelt sich um die wunderschöne Landschaft des Bourtanger
Moor Bargerveen. Überall blüht Besenheide, das renaturierte Moorgebiet
füllt sich allmählich wieder mit Wasser.
Nach drei Kilometern „hart an der Grenze“ biegen wir nach
Deutschland ein. Leider beginnt dort das Regenwetter, so dass wir nach
einer Verschnaufpause am Anglerteich froh sind, 15 Minuten früher als
geplant nach 16 Km unsere Taxibusse zu besteigen.
Mittwoch, 07.09.11, 0 Kilometer
Mit dem Linienbus geht es nach Haselünne. Hase heißt der Fluss,
an dem der Ort liegt. Lünne nennt man dort die Baumstämme, mit denen man
die Furt durch die Hase besser passierbar machte. Die Furt machte
Haselünne zur Handelsstadt, die sich auch der Hanse anschloss. Dies und
vieles mehr erzählt uns die Stadtführerin. Die erläutert uns die Kirche
und die wunderschönen Burgmannen-Höfe. Edelleute niederen Stands
schützten den Burgherrn und erhielten dafür die Höfe als Lehen.
www.haseluenne.de
Das Wetter wird immer schöner, so kommen wir mit Wetterdusel zum
Flaschenfusel. Haselünne ist bekannt für seine Schnapsbrennereien. Am
bekanntesten ist wohl Berentzen, der aber mittlerweile in Lingen
produziert. Wir sind bei der Brennerei Heydt angemeldet, sorgen aber
zuvor für eine gute Grundlage mit serbischer Bohnensuppe und
Beerdigungskuchen im Restaurant „Kolpinghaus“. Bekannt sind uns bis
dahin nur der Schinkenhäger und Einzelnen der HKT „Herzhafter Kräuter
Tropfen“. Wir probieren mindestens 20 Schnäpse, wie viel es genau waren,
kann keiner sagen, der dabei war. Schwungvoll geht’s anschließend zur
Betriebsbesichtigung. Bei der Abfüllanlage müssen wir gegen das
Vermummungsverbot verstoßen und unterqueren im Kellergeschoss die Straße
als weiße Mäuse. Mittels Kellergang wird auch das Destillat von einem
Gebäude zum anderen transportiert. Über die Straße geschoben, würde
sofort Alkoholsteuer fällig, die durch den Schleichgang erst bei Verkauf
anfällt.
www.heydt.de
Donnerstag, 08.09.11, 15 Kilometer
Das Wetter spielt heute die entscheidende Rolle. Von den
angesagten Schauern erwischen uns aber nur zwei. Wir werden immer
schneller, obwohl die Wege häufig von Baggern zerwühlt sind, und dadurch
viele Seen zu umrunden sind. Von der Renaturierung des Moores ist hier
noch nicht viel zu sehen. Die Wege verlaufen entlang Sträuchern oder
Äcker. Unsere Mittagspause --- huuuu --- machen wir ungerührt an der
Schautafel über die Moorleiche „Der Rote Franz“. Vor rund 1.700 Jahren
ist er versunken. Fürs Warten
auf den Taxibus nach 15 Km haben wir diesmal ein Lokal, wir stauben
wieder etwas ab. Gestern war es Beerdigungskuchen, heute sind es
Versammlungs-Kekse, die wir ohne Bezahlung erhalten.
Freitag, 09.09.11, 15 Kilometer
Herrliche Waldwege nehmen uns in Empfang, dann freuen wir uns am
Radweg entlang der Ems. So gelangen wir nach Meppen. Das schöne Rathaus
wird von außen besichtigt. Dreimal müssen wir es umrunden bis wir
endlich erkennen, dass der „Jesuitengang“ heutzutage über den Schulhof
führt. Dann erreichen wir eine Brücke, von der aus wir die verschiedenen
Gewässer unterscheiden können. Etwas weiter weg erkennen wir die Ems, an
der wir entlang wanderten, die Brücke führt über den Dortmund-Ems-Kanal
und halblinks erkennen wir neben der Windmühle, wie die Hase in den
Kanal fließt, mit dem zusammen sie dann in die Ems mündet. Nach ein paar
Sträßchen in Meppen erreichen wir das Haseufer. Der Weg schlängelt sich
entlang der Hase. Die Achter-Tisch-Gruppe am Ufer wird mit 13 Personen
besetzt. Hier gibt Ursula die zweite Rate des bei der Firma Heydt
gewonnenen Doppelkorns aus. Er schmeckt noch besser als am Vortag.
Nach Umrundung der Wallanlage aus Wittekinds Zeiten erreichen wir
nach 15 Km in Bokeloh eine schöne Gaststätte, in der wir uns bei Kaffee,
Kuchen und Sonstigem ergiebig ausruhen bis die Taxibusse uns abholen.
Samstag, 10.09.11, 15 Kilometer
In Bokeloh besichtigen wir zunächst die alte Kirche
aus dem 11. Jahrhundert, dann die alte Schule mit
Kohlezeichnungen des Malers Pankok sowie die riesige moderne
Friedhofskapelle, in der in 2010 Spenden von € 50.000 gesammelt wurden.
Die Natur will der Kultur nicht nachstehen. Der Verbindungsweg
zum Hünenweg führt uns entlang der Hase und deren Altarmen auf
verschwiegenen Pfaden, sogar ein kleiner Berg von 14 Metern Höhe ist zu
besteigen. Das Wasser der Hase gleitet schnell dahin, ab und zu sind
Paddler darauf unterwegs. Die Sonne wärmt, wie vom Wetterbericht
versprochen. Das merken auch die Mücken und leisten ganze Arbeit.
Nach einer kleinen Einkehr erreichen wir den Stadtrand von
Haselünne. Hier nach 15 Kilometern beginnt die „Heiße Phase“; denn wir
laufen jetzt rund 300 Meter auf dem richtigen Hünenweg mit dem gelben
Wegzeichen. Das von Werner versprochene Ziel ist erreicht.
Rosmarie Burow
Den Wandertransfer leistete zu unserer vollsten Zufriedenheit die Firma
Taxi Elbert in Meppen
www.taxi-elbert.de. Wir fühlten uns wohl im Hotel
Pöker in Meppen
www.hotel-poeker.de
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