Bericht über die Wanderung entlang des Harzer Hexen-Stieges vom 09. bis 17.09.2006    Wan-

derführer: Werner Buchholz

Der Wanderführer Werner Buchholz hat die Teilstrecken perfekt aufgeteilt und die Wanderung seiner Fan-Gemeinde bekanntgegeben. 11 Wanderer (Jahrgänge 1933 bis 1953) aus sieben Bundesländern wollen gern seiner Spur folgen und haben sich angemeldet. Am 9. im Laufe des Vormittags erfolgt die Anreise, per Auto und Bahn. Wir treffen uns in der „Würzelstadt“ Altenau. Würzel sind Figuren, gefertigt aus Rasenflächen, Tonschalen bzw. -töpfen, lustig bemalt und mit Blumen bepflanzt. Sie stehen vor fast allen Häusern und haben alle was zu sagen, Sprüche von Unbekannt bis Goethe, z. B. „Ich kann mich den ganzen Tag ärgern, aber ich bin nicht dazu verpflichtet“ – „ Alles Große in der Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss.“ Am Nachmittag gehen wir gemeinsam in den Kräutergarten, ein Erlebnis für Augen und Nase.   

Sonntag, 10.09.: Bereits in der Frühe scheint die Sonne. Nach einem reichhaltigen Frühstück in unserem Hotel werden wir um 09:00 Uhr von einem Bus abgeholt und zum Parkplatz Bleichestelle in Osterode gefahren. Hier beginnt der Harzer Hexen-Stieg, der 2003 eingeweiht wurde und 97 km von Osterode nach Thale führt. Eine steile Straße führt uns aus dem Ort hinaus. Wir bewältigen die Strecke in flottem Tempo. Auf der Höhe bietet sich uns ein schöner Ausblick auf Osterode und die Umgebung. Auf dem Weg durch lichten Wald stehen zahllose Vogelbeerbäume, behangen mit reifen Früchten. Die Äste biegen sich unter ihrer Last. Um 10:30 Uhr machen wir am Eselsplatz eine kleine Verschnaufpause. Nach kurzer Weiterwanderung haben wir wieder eine weite Sicht über die Landschaft. Von 12:15 bis 13:00 Uhr halten wir Mittagsrast an „Antons Blick“ und verzehren die mitgebrachten Speisen. Dann geht es weiter durch Wald, vorbei am Innerstesprung, mit deren Wasser unser Wanderführer getauft ist. Weiter geht es am alten Wassergraben entlang. Um 15:30 Uhr kommen wir am Polsterberger Hubhaus an und haben die erste Teilstrecke unserer Wanderung bewältigt. Um 16:00 Uhr erfolgt der Rücktransport ins Hotel. Am Abend haben wir Gelegenheit, im Kurhaus ein Operettenkonzert zu hören, dargeboten von Künstlern aus Brünn.   

Montag, 11.09.:
Die Sonne meint es gut mit uns, wieder lässt sie sich schon früh sehen. Um 09:00 Uhr erfolgt der Transfer zum Polsterberger Hubhaus. Um 09:40 Uhr sind wir zum Abmarsch bereit. Eine kurze Wegstrecke führt uns am Wald entlang; dann wird uns lange Zeit der Dammgraben plätschernd begleiten. Der Wanderführer informiert uns über das Harzer Wasserregal. Wir hören mit Staunen, mit welchem Erfindergeist unsere Vorfahren das in den Bergwerken benötigte Wasser aus den Harzer Bergen dorthin geleitet haben. Schöner Weg zum Sperberhaier Dammhaus. Und immer wieder der Dammgraben neben unserem Weg. Von 12:00 bis 12:30 Uhr machen wir Mittagsrast am Kunstberg am Waldrand mit Blick auf Altenau, im Tal liegend. Frisch gestärkt wandern wir weiter. Um 13:45 Uhr kurze Rast in Wagners Winkel. Weiter auf bequemen Waldwegen, aber bevor wir den  Parkplatz unterhalb Torfhaus erreichen, müssen wir 30 Minuten achtsam über Baumwurzeln und Steine bergan steigen. Um 15:30 Uhr erreichen wir Torfhaus und wurden um 16:00 Uhr zu unserem Hotel gefahren.  

Dienstag, 12.09:
Ein besonderes Ereignis steht an: die heutige Wegstrecke führt über den Brocken – Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen werden ausgetauscht. Das Thermometer vor unserem Hoteleingang, im Schatten hängend, zeigt bereits um 09:15 Uhr 19° C an. Der Inhaber unseres Hotels fährt unsere Gruppe in zwei Partien mit seinem Kleinbus zum Parkplatz unterhalb von Torfhaus. Um 09:50 Uhr sind wir abmarschbereit. Zuerst wandern wir über den Goetheweg. Allmählich wird es heiß. Heute haben wir keine Schatten spendende Bäume über uns. Ein Stück des Weges führt uns an den Gleisen der Brockenbahn entlang. Dann geht es steil bergauf; den letzten Kilometer auf einer geteerten Straße. Auf allen Wegen herrscht Hochbetrieb; auch Schulklassen sind unterwegs. Ebenfalls etliche Hunde erklimmen den Brocken. Um 12:25 Uhr erreichen wir den Bahnhof der Brockenbahn und haben Freizeit bis 13:45 Uhr, um entweder Erbsensuppe zu essen oder die Aussichten vom Rundweg zu genießen. An 300 Tagen im Jahr ist der Brocken zeitweise in Nebel gehüllt. Heute haben wir klare Sicht; es ist also ein Ausnahmetag. Vor Abfahrt der Brockenbahn herrscht auf dem Bahnsteig Getümmel wie auf einem Großstadt-Bahnhof. Um 13:45 Uhr treten wir zügig den Rückweg an. Auch jetzt noch sind viele Wanderer auf dem Weg zum Gipfel. Nach einer kurzen Rast zwischendurch erreichen wir um 16:00 Uhr den Bahnhof Schierke und werden mit zwei Kleinbussen nach Altenau zurückbefördert. Auch heute erleben wir nicht nur Natur, sondern auch Kultur: Abends hören wir geistliche Lieder in der St. Nicolai-Kirche, gesungen von den Don-Kosaken. www.kosaken.de    

Mittwoch, 13.09.:
Heute findet Quartierwechsel statt, wir ziehen um nach Königshütte. Die Autobesitzer nehmen die Bahnreisenden in ihren Fahrzeugen mit. Es ist wieder ein sonniger Tag. Nach einer Stunde Fahrt haben wir unser Hotel, direkt am Harzer Hexen-Stieg gelegen, erreicht. Nach dem Mittagessen gehen wir in 20 Minuten zur Ruine Königsburg, gelegen auf einer Anhöhe. Es bietet sich ein Blick über die Landschaft und zum Brocken. Die restlichen Nachmittagsstunden stehen jedem zur freien Verfügung.   

Donnerstag, 14.09.:
Nun kündigt sich der Herbst an; morgens ist es recht frisch. Heute kommen wir bei unserer Wanderung ohne extra bestellte Transportmittel aus. Um 09:45 Uhr gehen wir über den Bodeweg zur Bushaltestelle und fahren bis Unterschierke. In 15 Minuten erreichen wir den Bahnhof Schierke. Inzwischen ist es sonnig und warm geworden. Nach Wanderung auf bequemen Wegen gelangen wir um 11:25 Uhr an den Aussichtspunkt Trudenstein. Es ist ein kleiner Felsen, über drei kurze steile Stahlleitern zu erreichen. Die Aussicht ist fantastisch. Gruppenfotos werden geschossen. Um 12:30 Uhr kommen wir in Drei Annen Hohne an, gelegen am Fuße des Brocken. Hier wird Erbsensuppe aus der Gulaschkanone angeboten. Nach einer Stunde Rast wandern wir weiter, kommen am Oberst-Petri-Stein vorbei. Durch die Verweigerung eines Befehls im April 1945 verhinderte er die Zerstörung von Wernigerode und wurde standrechtlich erschossen. Weiter führt unser Weg durch das Steinbachtal. In der Schutzhütte machen wir nochmals gemütlich Rast und sind um 14:50 Uhr am Königshütter Wasserfall; und dann haben wir es nicht mehr weit bis zu unserem Hotel.  

Freitag, 15.09.:
Wie gestern nach der Wanderung zu Fuß in unser Hotel zurückgekehrt, so verlassen wir es um 09:00 Uhr. Nachdem der gestrige Wandertag verhältnismäßig geruhsam war, haben wir heute die längste Tagesetappe (19 km) zu bewältigen. Der Wanderführer legt ein flottes Tempo vor. Er erzählt uns von einem Lokal am Zielpunkt, in dem leckere Fischbrötchen angeboten werden. Für deren Genuss hat er entsprechend Zeit eingeplant. Am Wanderweg im Gras sind viele kunstvolle Netze des Altweibersommers zu bewundern. Die Bode begleitet unseren Weg. Dann begehen wir eine Straße. Ein Hinweisschild macht darauf aufmerksam, dass auf diesem Weg im Mittelalter Kaiser und Könige unterwegs waren. Als wir um 10:30 Uhr eine Wegekreuzung erreichen, sagt uns ein Hinweisschild, dass wir bereits 6,5 km zurückgelegt haben. Um 11:25 Uhr haben wir von einer Aussichtsplattform Blick auf Rübeland und in die Ferne. Wir sehen zum ersten Mal, dass die Laubfärbung allmählich beginnt. Der weitere Weg führt uns durch Straßen von Rübeland und durch Wald bergab. Von 12:00 bis 12:30 Uhr machen wir Mittagsrast auf einem Platz. Die Bode plätschert vorbei. Die Sonne scheint, aber plötzlich kommt ein frischer Wind auf. Als wir weiter wandern, fließt die Bode tief unter unserem Weg in einem breiten Bett. Um 15:15 Uhr kommen wir an der Wendefurter Talsperre an und bald darauf erreichen wir die Fischerklause. Delikat, die Fischbrötchen! Der Wanderführer hatte nicht zu viel versprochen. Um 16:30 Uhr werden wir für den Rücktransport abgeholt.   

Samstag, 16.09.:
Der Morgen unseres letzten Wandertages bricht trübe an. Um 07:45 Uhr setzt Nieselregen ein. Müssen wir zu guter Letzt mit Regenschirmen unterwegs sein? Aber als uns die beiden Großraumtaxis um 09:00 Uhr zur Fahrt nach Wendefurth abholen, ist der Himmel wieder freundlich. Um 09:30 Uhr beginnt unsere Wanderung durch das Bodetal. Die Bode wechselt ständig ihr Gesicht. Mal fließt sie stark strömend tief im Tal, dann wieder ruhig neben uns. Sonnenlicht fällt durch die Bäume. An diesem schönen sonnigen Tag sind viele Wanderer unterwegs. Von 11:50 bis 12:30 Uhr machen wir auf einem Rastplatz in Treseburg Mittagspause. Auf dem weiteren Weg passiert Viktor ein Missgeschick. Der Gruppe voranschreitend, sehen wir ihn plötzlich stürzen. Wie er sagte, brachte ihn ein Knacks in der Wade zu Fall. Auf seinen Stock gestützt muss er noch etliche Kilometer zurücklegen. Um 14:30 Uhr befinden wir uns im wildromantischen Bodekessel. Auf der dem Wanderweg gegenüberliegenden Seite ragt eine steile Felsenwand empor, auf deren Höhe sich die Roßtrappe befindet. Tief im Tal fließt die Bode. Um 15:15 Uhr kommen wir im Garten-Lokal Königsruhe an und stärken uns. Hier tobt der Bär. Dann haben wir es bis zum Parkplatz in Thale nicht mehr weit. An einem Felsen ist ein eindruckvolles Goethe-Relief angebracht mit dem Ausspruch: „Der Geist, aus dem wir handeln, ist das höchste.“ Wahrscheinlich ist Goethe bei seiner Brockenwanderung auch in dieser Gegend unterwegs gewesen. Am Parkplatz in Thale werden wir um 16:30 Uhr von den Taxis ins Hotel transportiert. Tagesleistung 17 km. Nach dem Abendessen sitzen wir gemütlich zusammen und danken dem Wanderführer für die erlebnisreichen Tage und seine vielfältigen Bemühungen.   

Sonntag, 17.09.:
Die Koffer sind bereits gepackt. Die Bahnreisenden machen sich gleich nach dem Frühstück auf den Weg nach Wernigerode. Auch die Autofahrer wollen nicht lange mit der Heimfahrt warten. Wir verabschieden uns mit dem gegenseitigen Wunsch, gesund zu bleiben. Mehrere Teilnehmer sprechen die Hoffnung aus, dass wir uns auf der vom Wanderführer für das nächste Jahr geplante Rennsteig-Wanderung wiedersehen.

Brunhilde Kirsch 

Unsere Quartiere: Hotel-Pension Sachsenross, Altenau www.oberharzhotel.de und Gasthof – Pension „Am Felsen“, Königshütte www.am-felsen.de

Die Transferleistungen erbrachten: Omnibus- und Taxenbetrieb Auto-Gärtner, Clausthal-Zellerfeld, Brocken-Taxi-Schierke, Taxi-Hiller www.brocken-taxi.de, Busreisen & Taxibetrieb Gehrmann, Elbingerode www.busreisen-gehrmann.de

<<< www.urlaubswandern.de