Bericht zu den Wanderferien vom 10. bis 24. Juni 2009
„Entlang des Hünenweges auf den Spuren mystischer Steine“
  
Wanderführer: Werner Buchholz

Mittwoch, 10.6.09, 5 Kilometer    Rundwanderung zum Teufelsstein im schönen Waldgebiet des Forsthauses Maiburg. Es muss sich aber nur um einen kleinen Unterteufel gehandelt haben. Der sein Unwesen treibende Holenkerl wurde in seiner Verwandlungsgestalt Rehbock von einem Bauern in dunkler Nacht erschossen. Ob er wohl auch der Gemeinen Kiefer auf dem Forstlehrpfad begegnet ist? Erstmals lernen wir die Möglichkeit des Waldkegelns kennen. Außerdem besteht Werners GPS die Rundwanderwegsuche bravourös.  

Donnerstag, 11.6.09, 16 Kilometer   Trotz Regen brechen wir frohgemut auf. Mit dem Taxi geht es nach Ankum, dem Schlusspunkt unse­rer letztjährigen Wanderung durch das Wiehengebirge. Lange dauert es bis wir, nach vielen schönen, aber sehr nassen Waldpassagen des „Hünenwegs“, endlich die ersten deutlichen Spuren der Hünen betrachten können. Deuvels Brotschapp (Teufels Brotkasten) ist beachtlich groß. Auf dem Hexentanz­platz werden ein paar Hüpfer gewagt.   Rosemarie Burow    

Freitag, 12.6.09, 15 Kilometer   Es geht auf GPS- getestetem Schleichweg zum Hünenweg (gekegelt, Rest von gestern weggeputzt) in Richtung Tangenschlucht. Nach deren Durchquerung wird über die Hexentreppe die Kammlinie der Maiburg-Staumoräne erreicht (anschauliche Info-Tafel hierzu). Durch Wald- und Wiesenwege (viermal ein paar Hunde und Menschen sowie eine weibliche Reitertruppe getroffen) gelangen wir zum Restruper Näpfchenstein. Restrup entpuppt sich als schmucker Bauernhof. Dort werden wir von einem schwarz-weißen Riesenplüschhund empfangen, natürlich bellend – er ist schnell ruhig, als er merkt, dass wir uns nur für den Findling mit Näpfchen und das Hünengrab interessieren. Nach einem Weg durch Wiesen besichtigen wir das sehr beeindruckende Hekeser Hünengrab. Zu sehen sind noch zwei große Gräber, die ursprünglich mit einem Steingang für weitere Bestattungen verbunden wurden. Die Großgräber sind fast komplett erhalten und gut nachvollziehbar. Auf Draisinengleisen wenden wir uns zum Wald, in dem unser beschauliches Dahinwandern jäh durch lautes Geknatter unterbrochen wird, ein Quad kommt uns entgegen. Deren Fahrer schien Star Wars entstiegen. Er rast mit einer Geschwindigkeit, die an Flucht denken lässt, an uns vorbei. Dann kommt der Kerl auch noch einmal zurück und es war endlich Ruhe. Nach Regenschauern nähern wir uns den Außenbezirken von Berge. Weil die Zeit gut ist, freuen wir uns schon auf einen Kaffee. NEIN !!! Werner will uns noch den Höhepunkt des Tages zeigen, den Osterberg, 60 Meter hoch. Da haben wir über die Hasen auf diesem Prachtstück eines Berges gestaunt. Die Aussicht hatte wohl jemand gestohlen. Für den Kaffee in Berge reichte schließlich nicht mehr die Zeit. Um 15:15 Uhr waren wir bereits im Hotel. Dort tröstet uns Frau Cürten, die Wirtin, mit einer Kanne Kaffee, sie lebe hoch.   Heidi Jorge  

Samstag, 13.6.09, 14 Kilometer   Heute zeigen sich Wetter und Natur von der besten Seite. Wir genießen die wunderschönen Wald­wege, erklimmen den 90 Meter hohen Kreuzberg und essen ein paar Heidelbeeren. Im Kloster Börstel machen wir Mittagspause bei der 700-jährigen Linde und besichtigen die schöne Kirche und den Kreuzgang. Wir verlassen die Ankumer Höhe und der gelbe Wegweiser des Hünenwegs führt uns sicher durch das Hahnenmoor. Wir sind bezaubert von Wollgras, etwas Glockenheide, Sonnentau und umfangreichen Froschkonzerten. Geisterhaft stehen Birken ohne ein grünes Blättchen und verkohlte Stümpfe eines Moorbrandes im Gelände. Zu guter Letzt weichen wir vom Weg ab und genießen Eis und Kaffee im Gartenkaffee des Torfwerks unterm Sonnenschirm.  

Sonntag, 14.6.09, 16 Kilometer   Am Frühstückstisch berichtet uns Inge von einer überirdischen Stimme im Kloster Börstel. Als sie ein paar Stufen zum Kreuzgang hinab ging, ruft es auf einmal ihren Namen, als ob ihre Vorfahren hier wären. Das Geheimnisvolle klärt sich aber auf: Rosemarie hatte sie von der gegenüberliegenden Ecke des Kreuzgangs gerufen.
Nach dem Transfer wandern wir heute ohne Werner. Das ergibt nach Bewältigung der Felser Höhe (40 Meter) und Besichtigung der schönen Kirche in Herzlake eine schöne Mittagspause von einer Stunde im griechischen Restaurant. Die Stärkung ist nötig. Zur Verfolgung unseres Hünenwegs müssen wir einen kleinen Zaun übersteigen. Dann folgen wir auf Wiesenwegen rund 9 Kilometer dem Verlauf der Hase. Der geplante Kaffee im Cafe des Campingplatzes fällt leider ins Wasser, die „Kuschelstube“ hat sonntags geschlossen. Der nette Taxifahrer weiß Rat. Wir machen unterwegs 30 Minuten Pause in der Eisdiele von Berge. 

Montag, 15.6.09, 3 Kilometer
   Wir sind ja so etwas von gut. Das Zweiwochengepäck von sieben Wanderern und auch alle Wanderer passen für den Transfer von Bippen nach Sögel in zwei Pkws. In Sögel gesellen sich Edith, Heinz, Uwe und Klaus hinzu. Letzterer ist neu im Club und lässt sich auch Toni nennen. Gemeinsam schlendern wir zum Schloss Clemenswerth. Wir bewundern die schönen sternförmig angeordneten Gebäude mit Zentralpavillon. Trotz Ruhetag können wir immerhin die Barockkapelle im Innern besichtigen. Dann geht’s durch die Alleen des Schlossparks zu den Parkteichen. Unser aufgeregter Protest hindert die Wasserralle nicht, die jungen Küken der Stockenten zu attackieren.  

Dienstag, 16.6.09, 17 Kilometer
Wegen Bauarbeiten fährt unser Taxi durch das Altstadtzentrum von Haselünne mit seinen schönen Burghöfen. So bekommen wir wenigstens einen flüchtigen Eindruck davon. Dann wandern wir märchenhaft entlang eines Wacholderhains, dem größten Deutschlands, wieder zum Haseufer. Nach kurzer Rast am Haselünner See geht es auf einem Ufertrampelpfad entlang der Hase vorbei an riesi­gen Eichen. Ade, liebe Hase, wir schwenken in den Hümmling, wo sich Mais-, Weizen-, Roggen- und Kartoffelfelder abwechseln. Durch moorige Wiesenwege müssen wir in „Hände-Hoch-Haltung“ hohem Gras und Brennnesseln ausweichen. Mittagspause ist  beim Kreuz eines Hofes, wo es auch eine Bank und Steine für unsere „große“ Gruppe gibt. Zur Regeneration auf der Strecke müssen dann eine Bank und meh­rere Liegeplätze im Halbschatten eines Kiefernwaldes ausreichen.

Mittwoch, 17.6.09, 17 Kilometer
   Heute baden wir im Sonnenschein, hochsommerliche Blusen, Hosen und Schuhe werden eingesetzt. Die Sonne beflügelt unseren Schritt und treibt uns zu fünf Km/h an. Wald und gut bestellte Felder rund umher im Hümmling. Dann besuchen wir das erste Großsteingrab der heutigen Wanderung bei Lähden. Es folgen noch die bei Hüven-Süd und bei der Steingräberhütte. Hier gibt es auch eine Rekon­struktion, in die man hineinkriechen kann. Der Tag hat noch eine besondere Qualität. Wir kehren mittags bei der Hüvener Mühle ein. Zu besichtigen ist eine einzigartige Wasser- und Windmühle. Sodann genießen wir Kuchen und Buchweizenpfannkuchen mit Speck und Rübenkrautsirup. Dazu trinken wir gemütlich Bierchen und Kaffee.  

Donnerstag,
18.6.09, 18 Kilometer   Nach ein paar Regentropfen am Morgen verhält sich das Wetter sehr freundlich. Noch einmal be­trachten wir die Großsteingräber an der Steingräberhütte. Dann geht es auf schönen Waldwegen weiter. Auch haben wir einen wunderschönen Überblick über das mit Heidekraut bewachsene Areal der Hügelgräber aus der Bronzezeit. Leider gibt es wieder einen Weg mit meterhohen Brennnesseln. Wir erreichen die Nordradde, an der wir entlang schlendern. Was gut für die Wiesen ist, gefällt noch lange nicht den Wanderern. Meilenweit müssen wir gehen, bis wir endlich eine stinkfreie Mittagspause am Ufer der Nordradde hinlegen können. Wir erreichen das Clemenswerther Schloss und werfen dort noch einen Blick in den barocken Mittelpavillon. Wegen üppiger Kondition erreichen wir sehr früh unser Hotel.  

Freitag, 19.6.09, 0 Kilometer
   Am Morgen machen sich die Gemeindedirektorin Brunhilde und die weiteren Leiter des Alten Rathau­ses (Diese Titel haben wir den Zimmerbezeichnungen in unserem Hotel zu verdanken) mit ihren Autos auf den Weg nach Papenburg. Unsere Wandergruppe wird dort um Christiane und Pedro angereichert.

Wir freuen uns auf die Besichtigung der Meyer-Werft. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe beeindrucken uns sehr. Der gute Führer erklärt detailliert wie sie Stück für Stück erstellt und zusammengeschweißt werden. Zu 80% entsteht das Schiff in Papenburg. Der Rest des Innenausbaus und der Ausstattung folgen in den Niederlanden in Heerenveen. Dort endet die erste Fahrt jedes Schiffes, die abenteuerlich auf der sehr flachen und schmalen Ems beginnt. Dem Flachwasser begegnet man, indem man den Rück­fluss der Flut durch Wehre aufhält. Wir wussten nicht, dass der Tidenhub bis Papenburg zu spüren ist, mindestens zwei Meter beträgt er. Um 1:00 Uhr morgen früh soll die Fahrt nach Heerenveen begin­nen. Nur zwei Tapfere, Christiane und Rosemarie, machen sich um 23:00 Uhr auf den Weg. Zwei Kilometer sind es noch zu Fuß zu einem Platz mit guter Übersicht. Der Himmel ist klar und voller Sterne. Das Schleusentor ist bereits geöffnet. Ein Schlepper ist am Bug, einer zweiter am Heck mit Seilen mit dem Schiff verbunden. Während der Wartezeit von einer guten Stunde erreichen immer mehr Menschen den Werfthafen, etwa 2.000 könnten es sein. Zu betrachten gibt es die voll beleuchtete Equinox (Tag- und Nachtgleiche), minima­les Hin- und Herrücken des Riesenschiffs und der Schlepper. Zweimal erklingt das Nebelhorn. Die ersten Vorwärtsbewegungen scheinen im Millimeterbereich zu liegen. Als das Kreuzfahrtschiff richtig zur Schleuse ausgerichtet ist, nimmt es etwas Fahrt auf. Das schwimmende Haus kommt auf uns zu, dann auf Höhe der Schleusendurchfahrt spielt der Bordlautsprecher „Time to say good bye“.  Die mitreisenden Werftarbeiter und das Schiffspersonal stehen an der Reling und schauen zu uns herunter. Ein bisschen wird gewinkt. Nach Ende der Musik wird von der Menge applaudiert, nicht nur für die gelungene Schleusenpassage, sondern auch für die handwerklichen Fähigkeiten, die ein solch gelun­genes Werk geschaffen haben. Nach einer halben Stunde biegt die Equinox  in die Fahrrinne der Ems ein.  

Samstag, 20.6.09, 13 Kilometer
   Die heutige Wanderung zeichnet sich dadurch aus, dass die Sonne mal gerade für ein kurzes Wald­stück und zwei halbstündige Pausen ausreicht. Außerdem ersteigen wir den „Beweis“ dafür, dass der Hümmling ein Hügelland sein soll, die Anhöhe ist 68 Meter hoch. Für den Rest der an und für sich schönen Strecke gibt es entweder starken Regen oder Wolkenbruch. Der gedrückten Stimmung fallen Opferstein mit Blutrinne und Steenhus, ein gut erhaltenes Großsteingrab, zum Opfer. Deren Besichti­gung wird in Windes(regen)eile erledigt. Sehr gut war, dass unser Busfahrer eine viertel Stunde früher unsere Unterwasserwanderung beendet.

Sonntag, 21.6.09, 17 Kilometer   Es scheint die Sonne am Opferstein, da wird er doch noch nachträglich mit Fotos gewürdigt. Drei Esel weisen uns den Weg in Richtung Schafstall. Als wir ihn anschauen, kommt der erste Schauer. Klaus-Toni zeigt uns, wie man das Stalltor öffnet, so warten wir im Trockenen ab bis das Getröpfel akzepta­bel ist. Auch bei der schönen Börger-Hütte essen wir gemütlich sitzend bei leichtem Sonnenschein. In Surwolds Wald kehren wir im Waldhotel ein. Mit Kaffee, Kuchen und Apfelstrudel verwöhnen wir uns. Als Strafe für dieses Lotterleben regnet es gleich wieder kräftig, wir müssen trotzdem starten. Entlang des Großen Schloots – ein mittelgroßer Entwässerungskanal – erreichen wir den Küstenkanal. Dort gabelt uns der nette Busfahrer auf, allerdings erwischt uns zuvor der stärkste Regen des Tages, ein Wolkenbruch.  

Montag, 22.6.09, 2 Kilometer
   Alles was Papenburg zu bieten hat – außer der Meyer-Werft, die wir schon gesehen haben – wird absolviert: Hafenrundfahrt, Zeitspeicher, Von-Velen-Anlage und Alter Turm (eine Riga-Leuchtturm-Kopie). Höhepunkte des Rundgangs sind das Essen von hauchdünnen Buchweizenpfannkuchen mit Preiselbeermarmelade und echtem Ostfriesentee sowie das Moorwasser-Trinken.  

Dienstag, 23.6.09, 17 Kilometer
   Das Wetter ist noch sonniger als gestern. Wir genießen die schönen Waldwege und bestaunen große Flächen auf denen Torfbriketts getrocknet werden. Sogar ein kleines Feld mit blühendem Buchweizen entdecken wir. Für die Mittagspause gibt es wieder eine Bank und viele Liegeplätze am Schlootrand. Wir laufen über weiche Torfpfade weiter, queren den Splitting und dann zieht sich der Feldweg endlos bis wir den Alten Turm in Papenburg erreichen. Hier enden der Hünenweg und unsere Wanderung.   Werner – und nur er allein – hat alle 85 Etappen bzw. 1.385 Kilometer der Wanderung vom Südosten in den Nordwesten Deutschlands, von Zittau bis Papenburg, erwandert. Wir, wir begleiteten ihn nur auf einigen dieser Etappen. Gemeinsam freuen wir uns über diesen Weg der leisen Abenteuer im schönen Deutschland.   Rosemarie Burow   Wir fühlten uns wohl in den Hotels Forsthaus Maiburg, Bippen,
www.hotel-forsthaus-maiburg.de, Clemenswerther Hof, Sögel, www.clemenswerther-hof.de, Engeln, Papenburg, www.hotel-engeln.de. Den Wandertransfer leisteten zu unserer Zufriedenheit: Taxi-Schulte, Berge, Taxi-Middendorf, Sögel, Nee-Reisen, Papenburg, www.nee-reisen.de.

 

 

 
 
 
 
 

 

 

 
   

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