|
Bericht über die Wanderferien „Entlang des Königsweges „via regis“ durch
das nördliche Harzvorland vom 13. bis 21.04.13
Wanderführer: Werner Buchholz
Acht Personen reisen aus Beverstedt-Stubben, Wiesbaden, Hamburg,
Traben-Trarbach, Kiel, Bad Soden und Nordstemmen am 13.04. nach
Lamspringe ins Hotel „Weißes Ross“ an. Am Anreisetag werden wir durch
den Klosterpark und den Flecken Lamspringe geführt.
www.lamspringe.de. Wir
dürfen auch einen Blick in die große barock eingerichtete Klosterkirche
werfen. In der kleineren evangelischen Sophienkirche sind wir
beeindruckt von den zwölf modernen Emporenbildern des Künstlers Micha
Kloth aus Lamspringe.
Am 14.04. werden wir mit der Taxe nach Brüggen gefahren. Hier hat sich
der Gründer des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“, König und
Kaiser Otto I., genannt der Große, mehrere Male aufgehalten. Vier
Königsurkunden wurden von Otto I. auf dem Königshof Brüggen ausgestellt.
Heute steht in der Nähe des ehemaligen Königshofs eine 1693 errichtete
Schlossanlage. Hier beginnt unsere Wanderung auf dem Königsweg. Durch
die Feldmark gehen wir in Richtung „Sieben Berge“. Steil aufsteigend
geht es weiter am Fuß der „Hohen Tafel“ entlang. Bei einer Trinkpause
haben wir einen schönen Ausblick auf Brüggen mit dem Schloss. Weiter
geht es durch die Vorberge. An einer großen Jagdhütte machen wir unsere
Mittagsrast. Ab hier ist der Königsweg eine geraume Weile identisch mit
dem Rennstieg, einem alten Kurierweg, der von Winzenburg nach Hildesheim
führt. Im Seminar- und Gästehaus „Kulturherberge Wernershöhe“ werden wir
von freundlichen jungen Leuten mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Danach
wandern wir weiter, zunächst durch freies Feld, dann durch den
Vorberge-Wald über den Heiligenholzberg zum Adenstedter Berg. Hier
werden wir von der Taxe abgeholt.
Am nächsten Tag beginnen wir nach einer Taxenfahrt an dieser Stelle
unsere Wanderung, die uns durch den Sackwald zunächst zur höchsten
Erhebung des südlichen Sackwaldes, der „Hohen Schanze“ führt. Wir
absolvieren einen historischen Lehrpfad. Zahlreiche jungsteinzeitliche
Funde deuten auf die frühe Besiedlung dieser Region, damals „Olenborg“
bezeichnet, durch Menschen hin. In der frühen Eisenzeit (ab ca. 700 v.
Chr.) entstanden zwei heute nur noch in Resten erhaltene Wälle. Ihre
Erbauer gehören wahrscheinlich zu einer Menschengruppe, auf die viele
gleichzeitige Siedlungen und Befestigungen im Leinebergland zurückgehen.
Im 9. Jahrhundert wurde die Olenborg immer noch oder wieder genutzt. Die
Anhöhe nahm ein großflächiges Befestigungswerk ein. Es wurde von drei
Wällen, mehreren Gräben und am Rande der steilen Hänge von Kantenwällen
gebildet. Den Einlass in die „Vorburg“ bildete eine Toranlage, die heute
noch deutlich zu erkennen ist. Im Innern erhob sich mindestens ein
größeres Gebäude. Das Gelände zieht sich über einen großen Teil der
Bergkuppe. Auch nach den Grabungen von Wilhelm Barner ist kaum ein
vollständiges Bild von der Bebauung mit festen Häusern zu bekommen. Ein
größeres Gebäude ist durch Fundamente belegt, wie der mit Steinen
bedeckte Waldboden zeigt. Mit großer Wahrscheinlichkeit könnte es sich
hierbei um eine Kirche gehandelt haben. In der von Wällen
eingeschlossenen „Hauptburg“ sollen Wohn- und Wirtschaftsgebäude
gestanden haben. Im westlichen Querwall stand ein Turm, der bei Fehlen
eines Baumbestandes die Kontrolle der nahen Straßenzüge und auch einen
weiten Rundblick in die umliegenden Landschaften ermöglichte. Nach einer
Mittagsrast in einer Hütte, in deren Nähe ein dicker Baum mit einem
urigen Wurzelwerk steht, setzen wir unsere Wanderung über die
Ortschaften Hornsen und Graste (an einem idyllisch gelegenen Teich
machen wir eine Erholungsrast) nach Lamspringe, unserem Quartierort,
fort.
Am Tag darauf beginnen wir unsere Wanderung in Lamspringe und gehen in
Richtung Neuhof. Von hier aus erreichen wir die Harplage, einen
bewaldeten Höhenrücken. Wir wandern im Wald immer parallel des
Waldrandes entlang. Fast am Ende des Höhenrückens biegen wir links ab
und erreichen den Dillsgraben-Erdfall, die größte Doline in
Niedersachsen. Der Erdfall entstand vor etwa 1000 Jahren und hat eine
Tiefe von 60 m und einen Durchmesser von 160 m. Der Trichter ist mit
Wasser gefüllt. Der Wasserspiegel schwankt mit den Schwankungen des
Grundwassers. Am Rande dieses Erdfalles machen wir eine Mittagsrast in
einer Hütte mit Blick auf Königsdahlum. Diesen Ort erreichen wir bald
nach der Rast. In Königsdahlum stand eine der Pfalzen, die Kaiser und
Könige zu Zeiten des Königsreisetums mit ihrem Hofstaat aufsuchten.
Zwischen 936 und 950 hat sich Kaiser Otto I. mindesten fünf Mal hier
aufgehalten und Urkunden unterzeichnet. Heute ist von der Pfalz nichts
mehr zu sehen, die auf einem Erdhügel, der von dem kleinen Fluss Nette
halbkreisförmig umflossen wird, stand. Wir wandern weiter und gelangen
an den Königsturm, der wohl seinen Namen erhalten hat, weil er direkt am
Königsweg steht. Er wurde 1440 erbaut und war als Zollstation Teil der
Bockenemer Landwehr. Über Asphaltwege erreichen wir bald unseren Zielort
Ortshausen. Mit der Taxe fahren wir zurück nach Lamspringe.
Der Mittwoch (17.04.) ist wanderfrei. Mit eigenen Autos fahren wir nach
Goslar, der 1000jährigen Kaiserstadt zur angemeldeten Führung. Unsere
Stadtführerin beginnt ihre Erläuterungen an der Domvorhalle, dem
Überrest der früheren Stiftskirche St. Simon und Judas. Sodann begeben
wir uns in die Kaiserpfalz, dem besterhaltenen Profanbau des 11.
Jahrhunderts in Deutschland. Hier imponieren die Ausstellung zur
Geschichte des Wanderkaisertums und die Wandmalereien des
Historienmalers Hermann Wislicenus. Danach bestaunen wir die reich
verzierten Fachwerkhäuser der Altstadt. Zum Schluss der Stadtführung
freuen wir uns über das Glockenspiel am Marktplatz. Dargestellt wird bei
drei Figurenumläufen die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus von der
sagenhaften Entdeckung durch den Ritter Ramm bis zur Neuzeit. Zum
Mittagessen fahren wir in die Berggaststätte Maltermeister-Turm und
genießen dabei den schönen Blick auf Goslar und das Harzvorland. Auf der
Rückfahrt nach Lamspringe machen wir eine Kaffeepause im Café am Kloster
Brunshausen bei Bad Gandersheim. Das Kloster wurde im 9. Jahrhundert von
den Liudolfingern zur Christianisierung Norddeutschlands gegründet. Auch
hier hielten sich einst Könige und Kaiser auf. Gemütlich sitzen wir im
Innenhof des Cafés, eines großen Vierseitenhofes der Staatsdomäne aus
dem 19. Jahrhundert.
Am Donnerstag fahren wir mit der Taxe nach Ortshausen. Von hier wandern
wir zunächst entlang des Ortshäuser Baches, dann in den Wald am Fuß des
Kranzberges zum Rastplatz am Schreckenberg. Nach einer Trinkpause
steigen wir ab und wandern weiter durch freies Feld. Es geht vorbei an
der Pöbbeckenmühle bis zum Weiler Rhode. Hier dürfen wir in der Scheune
des Landwirts Bertram unsere Mittagsrast machen. Weiter führt unsere
Wanderung über geschichtsträchtigen Boden durch das Lutterbecken bis zum
bewaldeten Radberg. Im Lutterbecken hat im Dreißigjährigen Krieg die
Schlacht bei Lutter am Barenberge stattgefunden. Vom Radberg aus geht es
abwärts bis Langelsheim, unserem Tagesziel. In einem Café machen wir
Schlussrast, und hier werden wir danach von der Taxe abgeholt. Am
nächsten Tag starten wir nach der Taxenfahrt in Langelsheim. Zunächst
gehen wir durch den Ort und über die Innerstebrücke und am Fuß des
Kansteins entlang. Auf dem 235 m hohen Geländevorsprung thronte
einstmals eine wehrhafte Burganlage. Archäologische Grabungen ergaben,
dass diese Burg in die karolingische Epoche des 8. bis 9.Jahrhunderts
einzuordnen ist. Da die Burg am historischen Königsweg lag, ist
anzunehmen, dass sich auch hier Könige und Kaiser aufgehalten haben. Man
weiß es aber nicht mit Sicherheit. Weiter wandern wir durch einen
kleinen Wald und freies Feld. Bald erreichen wir den Ort Jerstedt, den
wir durchqueren. Hinter Jerstedt machen wir unsere Mittagsrast auf zwei
Bänken mit Blick auf den Brocken. Weiter geht es durch die Feldmark und
durch Hahndorf bis wir wieder einen Wald erreichen. Hier müssen wir
wieder aufsteigen bis wir den Mogensternteich erreichen. Später haben
wir von einer Waldlichtung aus einen wunderschönen Ausblick in die
Landschaft in Richtung Schladen und Werla. Abwärts wandernd erreichen
wir bald unser Tagesziel in Weddingen. Pünktlich erwartet uns hier
unsere Taxe, die uns nach Lamspringe zurückbringt.
Nach einer weiteren Taxenfahrt am Samstag beginnt unsere Wanderung in
Weddingen durch die Feldmark und bald entlang des Weddebaches. An der
„Oberen Schierksmühle“ machen wir eine Trinkpause. Informationstafeln
geben Auskunft, dass in der Nähe bei Beuchte neun Gräber freigelegt
wurden. Das Grab einer Frau war mit Gold und Silberschmuck versehen.
Auch eine fränkische Fibel (Gewandspange) mit eingeritzten Runen fand
man bei ihr (Beuchter Runenfibel aus dem 6. Jahrhundert). Weiter geht es
durch freies Feld nach Schladen. Die Geschichte Schladens ist eng mit
der ottonischen Königspfalz Werla (unserem Wanderziel) verbunden, deren
Reste sich etwa 2 km nördlich des Ortes finden. In Schladen lag ihr
Versorgungshof, der Vorläufer der heutigen Domäne. Hier besuchen wir das
Heimatmuseum im Gebäude einer ehemaligen Wassermühle
www.heimathaus-schladen.de.
Freundlich und sachkundig werden wir durch zwei Ausstellungsbereiche
geführt: Exponate aus dem letzten Jahrhundert zum Thema „Wohnen und
Arbeiten“ und eine reiche Auswahl archäologischer Funde aus der
Jungsteinzeit, Kupfer-, Bronze-, und Eisenzeit und aus dem Mittelalter.
Freundlicherweise wurde uns auch Kaffee angeboten, so dass wir unsere
Mittagsrast hier machen konnten. Danach gelangen wir, entlang der Oker
wandernd, an unser Ziel: die Kaiserpfalz Werla, im Frühmittelalter
bedeutende Stätte deutscher Reichsgeschichte. Für die Ottonen stellte
sie im 10. Jahrhundert einen wichtigen Stützpunkt dar. Später verlor sie
gegenüber der neu gegründeten Pfalz Goslar politisch ihre Bedeutung.
Werla entwickelte sich dann zu einer eigenständigen Siedlung mit reger
Wirtschaftsproduktion. Im 14. Jahrhundert verfiel sie jedoch zur Wüstung
und geriet bis zu ihrer Wiederentdeckung im 18.Jahrhundert in
Vergessenheit. Nach ihrer Wiederentdeckung wurde im 20.Jahrhundert vor
allem die Kernburg ausführlich archäologisch erforscht. Seit 2010 wird
die Pfalzanlage mit Grund- und Ringmauern sowie Erdwällen in Teilen
rekonstruiert. Als Archäologie- und Landschaftspark Kaiserpfalz Werla
ist die Anlage öffentlich zugänglich.
Wir erlebten von optimalem Wanderwetter begünstigte Wanderferien in
einer abwechslungsreichen Landschaft und freuten uns über die erwachende
Natur, insbesondere über viele blühenden Märzenbecher und
Buschwindröschen sowie über große Flächen grünen Bärlauchs. Vorbildlich
bewirtet wurden wir im Hotel „Weißes Ross“ in Lamspringe
www.hr-weisses-ross.de.
Die Wandertransferfahrten führte zuverlässig der Chef der Firma
Reisedienst Sowada
www.sowada-reisen.de aus.
<<<
www.urlaubswandern.de
|