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Bericht über das Wandererlebnis
„Die Eifel im bunten Herbstgewand“
vom 20. – 29.10.2006
Wanderführer: Rudolf Haller
Bad Münstereifel,
der Ort mit dem Bilderbuch-Stadtkern, war Ausgangspunkt unserer
Wanderungen. Das Gros der Teilnehmer reiste aus dem Raum Stuttgart mit
dem Bus an. Aber auch aus anderen Bundesländern reisten Teilnehmer
individuell an, jeweils zwei sogar aus England und Frankreich. Der
Bus stand uns während der ganzen Zeit für den Transfer zu den
Wander-Ausgangspunkten und für die Rückfahrten zu unseren Quartieren in
Bad Münstereifel zur Verfügung. Unsere Wanderziele bei bestem Wetter
in einer bezaubernden und abwechslungsreichen Landschaft waren
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die Tempelanlage bei Pesch, die einst von den Römern erbaut wurde
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der Nationalpark Eifel. Hier wanderten wir entlang der Urft bis zur
Urfttalsperre und fuhren dann mit dem Schiff zur Rurtalsperre. Es folgte
eine Führung über das Gelände der ehemaligen Ordensburg Vogelsang, eine
zwischen 1934 und 1936 nach den Entwürfen des Kölner Architekten Clemens
Klotz erbaute Schulungsstätte für Hitlers Führungselite
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das südliche Siebengebirge mit seinen mehr als 40 Bergen und Anhöhen
vulkanischen Ursprungs und sieben Hauptbergkuppen. Wir stiegen auf zur
Löwenburg, einer mittelalterlichen Höhenburg, wanderten durch das
Rhöndorfer Tal und am Rhein entlang zum Ausgangsort Bad Honnef zurück
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das Hohe Venn. Zunächst wanderten wir auf einem Rundweg von Baraque
Michel (Belgien) aus und fuhren dann zum Naturparkzentrum Botrange, das
Haus des Naturparks Hohes Venn-Eifel. Der Naturpark ist bekannt wegen
seiner rund 4000 ha Hochmoore, Sümpfe und Heidelandschaften. Weiter
fuhren wir zurück nach Deutschland zum Parkplatz Grenzweg bei Mützenich.
Von hier aus wanderten wir zum Entenpfuhl, zu Kaiser Karls Bettstatt und
zurück zum Ausgangspunkt. Bei Kaiser Karls Bettstatt handelt es sich um
einen Quarzitblock, auf dem der Legende nach Kaiser Karl der Große
übernachtet haben soll. Bei einer Jagd habe er sich im Hohen Venn bei
Nebel verirrt. Durch die einbrechende Nacht sei er gezwungen gewesen,
auf dem Quarzitblock übernachten zu müssen. Wegen der nächtlichen Kälte
trugen seine Jagdbegleiter dafür Sorge, dass die ungewöhnliche Bettstatt
mit weichem und wärmenden Material ausgestattet wurde. Als ein Diener
seiner Majestät auch noch eine Kopfbedeckung angeboten habe, soll der
Kaiser diese mit dem Ausspruch „Mütze nich!“ verweigert haben. So soll
das Venndorf Mützenich zu seinem Namen gekommen sein
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für eine kleine Gruppe der Ahrtalweg und für die größere Gruppe der
Rotweinwanderweg von Dernau nach Altenahr. In Altenahr trafen wir uns zu
einer gemütlichen Weinprobe
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rund um die Hohe Acht durch eine romantische Tal- und Hügellandschaft
inmitten eines großen Waldgebietes. Die Hohe Acht ist mit 747 m über NN
die höchste Erhebung der Eifel. Vom dortigen Kaiser-Wilhelm-Turm aus bot
sich uns eine herrliche Aussicht über die Eifellandschaft. Nach einer
Mittags-Einkehrrast fuhren wir nach Blankenheim, wo wir entlang eines
technikgeschichtlichen Denkmals wanderten. Wir besichtigten die Relikte
einer Wasserfernleitung zur Burg Blankenstein, nämlich die Quellfassung
„Alte Quelle“, die Trasse der Druckleitung, den Tiergartentunnel, als
wesentliches Bauteil der Wasserleitung, die aus Holzrohre bestand und in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist, und ein
Wasserhäuschen der aufwendigen Fernleitung
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weniger bekannte Maare um Gillenfeld. Unsere Wanderung begann am fast
kreisrunden Pulvermaar, das vor ca. 20000 Jahren entstand, als
Grundwasser auf vulkanische Magma traf. Bei den darauffolgenden
Wasserdampfexplosionen wurde die darrüberliegenden Schichten
weggesprengt und lagerten sich als Schuttwall rings um den Kratersee ab.
Weiter ging es zum Strohner Märchen, ein kleines Maar, das kurz vor der
Verlandung steht und mit dem Ausbruch des Römerbergvulkans entstanden
ist. Es folgen Holzmaar und Dürres Maar, die dicht beieinander liegen.
Im Zentrum des Dürren Maar wächst ein Hochmoor. Schließlich waren wir in
Strohn und bewunderten die Lavabombe, ein 2000 Zentner schwerer Monolith
mit einem Durchmesser von 5 m, einst entstanden durch einen gewaltigen
Vulkanausbruch des Wartgesberg. Der vierte Tag (Dienstag) war
wanderfrei. Wir fuhren zum Museumsdorf Kommern. Es ist das größte Museum
der Eifel. Hier sind ca. 65 Häuser (Bauernhöfe, Windmühlen, Werkstätten,
dörfliche Gemeinschaftsbauten) aus den verschiedenen Regionen des
Rheinlandes wieder errichtet worden, die für das Bauen, Wohnen und
Wirtschaften der ländlichen Bevölkerung seit Ende des 15.Jahrhunderts
beispielhaft sind. Abends erlebten wir eine Stadtführung durch Bad
Münstereifel. Wir teilten uns in zwei Gruppen. Eine Stadtführerin und
ein Stadtführer, beide in historischen Kostümen, zeigten uns die
Sehenswürdigkeiten der romantischen Stadt. Trotz des regnerischen
Wetters waren alle Teilnehmer sehr beeindruckt. Neben den Erlebnissen
in der Natur kam in den verschiedenen Wanderregionen auch die Kultur
nicht zu kurz. Wanderbonbons nannte unser Wanderführer diese Ereignisse,
die nicht im Programm standen. Sehr kompetente Leute, darunter zwei
einheimische Wanderfreunde, erklärten uns interessante Zusammenhänge
über ·
die römische Tempelanlage bei Pesch, die etwa 330 n. Chr. auf einem
Kulturareal errichtet wurde, das die Römer wohl schon um 100 v. Chr.
benutzten
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Bad Münstereifel, die Eifel und den Nationalpark Eifel bei
Videovorführungen in einem Raum des Eifelvereins im Johannisturm in Bad
Münstereifel
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die ehemalige Ordensburg Vogelsang, einer von vier geplanten
Schulungsstätten der Nationalsozialisten für Hitlers Führungselite
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die Relikte einer römische Kalkbrennerei in Iversheim, ein fast 2000
Jahre altes Zeugnis der römischen Massenproduktion von Kalk
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die Ausstellung „Wir Rheinländer“ im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern.
Hier wurden wir in einer großen Ausstellungshalle auf einer
nachempfundenen Kleinstadtstraße durch neun Themenkomplexe mit 50 Szenen
aus 150 Jahre rheinischer Geschichte von der „Franzosenzeit“ bis in die
fünfziger Jahre des 20.Jahrhunderts geführt. Die rechts und links der
Straße befindlichen Gebäude sind Vorbildern rheinischer Städte entlehnt.
Sie entsprechen, ebenso wie die Einrichtungen, die durch die Fenster zu
betrachten sind, dem jeweiligen Zeitabschnitt und der sozialen
Zuordnung. Die Szenen sind mit Figuren in historischen Kostümen
„belebt“. Sie tragen zum Teil die Köpfe prominenter Rheinländerinnen und
Rheinländer der Gegenwart und Vergangenheit. Neben den szenischen
Darstellungen konnten wir in Inforäumen mit Vitrinen, Computern und
Texttafeln, welche die Szenen erklärten, vertiefende Informationen
erlangen
· den
Tiergartentunnel als Bestandteil eines aufwendigen technischen Bauwerks
einer mittelalterlichen Wasserleitung zur Burg Blankenstein und zur
Versorgung einer Wasserfontaine im ehemaligen Barockgarten der Burg.
Wir erlebten eine auch vom Wetter begünstigte herbstliche Wanderzeit,
die allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben wird.
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